Bereits vor hundert Jahren gab es auf deutschen Straßen Elektrofahrzeuge zu sehen. Ob als kleiner Einsitzer mit Holzverkleidung und Fahrradreifen, als gelber Paketwagen oder Elektro-Spülfahrzeug: so gänzlich neu ist die Idee der elektronischen Mobilität nicht. Dennoch konnten sich die historischen Elektroautos nicht durchsetzen. Einige der letzten erhaltenen Fahrzeuge kann man im Deutschen Technikmuseum in Berlin zu Gesicht bekommen. Doch auch wenn sie den Markt nicht erobern konnten, so können Autohersteller von heute noch einiges aus der Vergangenheit lernen.
Deutschland befand sich nach 1900 in einer Aufbruchstimmung und Experimentierphase, in Bezug auf individuelle Fortbewegungsmittel. Die Elektrizität setzte sich mehr und mehr im öffentlichen und privaten Leben durch und dank ihr erblickten die ersten Elektroautos das Licht der deutschen Straßen.
Lutz-Ulrich Kubisch, Leiter der Abteilung Straßenverkehr des Deutschen Technikmuseums in Berlin berichtete die FAZ, dass sich wie New York in den Vereinigten Staaten Berlin zum europäischen „Elektropolis“ entwickelte. Die beiden Berliner Unternehmen Slaby-Beringer und Bergmann gehörten damals zu den angesehensten Namen einer schnell wachsenden Elektrobranche mit AEG und Siemens an der Spitze. Damals wurden fast alle Elektromobile in Berlin hergestellt, weshalb die Metropolregion die Forschung und Nutzung wieder vorantreiben will.
Was über viele Jahre undenkbar war und erst seit Auftreten des Klimawandels in den Köpfen der Menschen vorstellbar scheint: anfangs waren strombetriebene Fahrzeuge beliebter als verbrennungsmotorisierten Konkurrenten. Sie stanken, waren laut und mussten mühsam per Handkurbel angeworfen werden. Dazu war Sprit nur begrenzt vorhanden. Doch der Nachteil der Reichweite war letztendlich ausschlaggebend, dass Benziner und Diesel über die Jahre die Oberhand auf dem Markt gewannen. Nicht zuletzt dadurch, dass der Sprit bezahlbar wurde und in ausreichendem Maße zur Verfügung stand. Doch gut 100 Jahre später scheint das Elektroauto wieder in die Spur zu finden, dem Klimawandel sei dank. Die zweite Chance für das Elektroauto.
Während damals schwere Bleibatterien in den Fahrzeugen zu Verwendung kamen, besitzen die Modelle des Jahres 2015 leistungsstärkere, langlebigere Lithium-Ionen-Akkus, welche in kleineren Fahrzeugen, wie einem Golf beispielsweise, für rund 150 Kilometer Fahrt reichen. Das ist zwar erheblich mehr als damals (ca. 50-80 Kilometer), aber immer noch zu wenig für eine Langstreckenfahrt. Eine Aufladung dauert mehrere Stunden und ein dichtes Netz an Ladestationen herrscht noch nicht vor. Bislang ist es nur dem amerikanischen Autobauer Tesla gelungen ein alltagstaugliches Elektroauto zu bauen. Für den Massenmarkt ist dieses jedoch noch viel zu teuer.
Das Ziel der Regierung von einer Million strombetriebenen Fahrzeugen auf deutschen Straßen bis 2020 scheint nicht mehr realisierbar. Ende 2014 waren es gerade einmal 19.000 Elektro- und 108.000 Hybridautos mit zusätzlichem Brennstoffmotor. Dennoch bedeutet das nicht das scheitern dieser Fahrzeuge an sich. Die Technik wird immer besser, die Akkus langlebiger und günstiger und die Kraftstoffpreise nicht erschwinglicher. Autohistoriker Kubisch wies gegenüber der FAZ darauf hin, dass Elektroautos zu ihrer Blütezeit ab 1910 vor allem als Taxis oder Lieferwagen genutzt wurden. Ein Beispiel, welchem die Autobranche der Neuzeit zu folgen scheinen will. Öffentliche Unternehmen könnten als Vorreiter dienen und ihre Fuhrparks auf Elektrotechnik umstellen.
Wenn Sie sich nun also fragen, ob sie sich einen günstigen BMW x5 zulegen, oder doch lieber ein Elektroauto finanzieren sollten, dann sprechen momentan vielleicht noch einige Faktoren gegen das Elektroauto. Doch die Zeit der elektronisch betriebenen Fahrzeuge wird anbrechen. Die Frage nach einer guten Autoversicherung wird immer aktuell bleiben. Fraglich bleibt hingegen, ob man dann beim Kauf eines Fahrzeuges auch direkt den Stromanbieter vergleichen können
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