Fernab der bekannten Großmächte ist längst ein neues Duell entstanden: Tesla gegen den Rest der Welt – so oder so ähnlich könnte man das verbale Gefecht nennen, das immer lauter wird. Tesla-Gründer Elon Musk sieht sein Konzept als langfristigen Sieger, während die klassischen Branchenvertreter nicht mehr als ein Störfeuer im Elektroauto sehen. Wer Recht behalten wird, muss sich erst noch zeigen.
Die deutsche Autobranche boomt, und mit ihr auch Serviceunternehmen, Zulieferer wie KENT Automotive und viele weitere Vertreter. Auch die Autobauer selbst verzeichnen steigende Absätze, nicht zuletzt wegen China verkaufen VW und Co. immer mehr Autos rund um den Globus.
Im Zuge dessen ist auch der kalifornische E-Hersteller Tesla immer weiter in den Fokus gerückt. Tesla ist längst mit Dependancen in deutschen Großstädten vertreten, folglich sind die Autos keine absolute Rarität mehr. Doch trotz der bisherigen Erfolge sehen viele Autoexperten keine echten Chancen für Tesla: Das Elektroprinzip sei noch nicht ausgereift genug und wird es trotz des niedrigen Verbrauchs vielleicht auch nie sein, denn sowohl Reichweite als auch Ladezeiten sind alles andere als praxistauglich, sobald längere Fahrten geplant sind.
Der Philosoph Richard David Precht vertritt dagegen eine andere Meinung: Dem Elektromotor, wie er von Tesla gebaut wird, gehöre die Zukunft und mehr noch, könnte er klassischen Konzernen wie BMW den Garaus machen.
Nun ist Precht – wie erwähnt – Philosoph, und kein Maschinenbauer; folglich kommt er zu seinem Urteil aus einer übergeordneten Perspektive, denn er bezieht sich auf die digitale Revolution, die auch die Autobranche nachhaltig verändern wird. Allerdings wurde dem klassischen Automobil bereits mehr als einmal der Untergang prophezeit, ohne dass dieser eingetreten ist. Unwahrscheinlich, dass es diesmal so sein wird, und schon gar nicht in dem Tempo, wie es einige Tesla-Befürworter vermuten.
Dennoch ist es wohl kein Zufall, dass Audi und BMW an einer Antwort auf das Tesla Model X arbeiten. Die deutschen Premium-Hersteller haben Tesla zumindest als potenziellen Konkurrenten wahrgenommen; ohnehin sind beide schon lange auf den E-Zug aufgesprungen, wie Audi mit der kommenden Elektrovariante des R8 (siehe R8 e-tron) zeigt. BMW dagegen hat bereits letztes Jahr mit der hybriden i-Serie (i3 und i8) für Aufsehen gesorgt. Ganz verkehrt kann Teslas Richtung demnach nicht sein; die Frage bleibt eher, ob sie sich auch für den breiten Massenmarkt eignet. Dieser scheint in Deutschland nämlich aktuell gesättigt; neue Konzepte eröffnen jedoch auch neue Zielgruppen, und genau diese Option wollen die Hersteller nun ausloten.