Professioneller Rallyesport für alle
Die Verwendung eines Fahrzeugs als Sportgerät begann kurz nach der Erfindung des Automobils. Der Rennsport ist bis heute nicht nur ein ganz besonderer Nervenkitzel. Er ist auch einer der wichtigsten Innovationstreiber für die gesamte Fahrzeugtechnik. Der professionelle Rennsport lässt sich in Formel und Rallye aufteilen. Die Formel-Rennen werden von eigens angefertigten Fahrzeugen durchgeführt, die technisch immer auf dem höchsten Stand sind. Außerdem finden diese Wettkämpfe ausschließlich auf speziell dafür gebauten Pisten statt. Der Rallyesport verwendet hingegen Serien- oder seriennahe Fahrzeuge, die auf abgesteckten Strecken ihre Rennen austragen. Das müssen noch nicht einmal asphaltierte Straßen sein. Für Rallyes ist es üblich, dass sie auf Feld- und Waldwegen ausgetragen werden. Diese Variante des Motorsports ist deshalb bei Einsteigern sehr beliebt.
Nichts geht ohne den DMSB
Der DMSB ist der Deutsche Motor Sport Bund e.V.. Er wurde von den Automobilvereinen ADAC, AvD und DMV sowie Landesmotosportfachverbänden im Jahr 1997 gegründet. Er fungiert als Dachverband für den gesamten Motorsport und übt eine Regelungshoheit aus. Wer in Deutschland professionelle Autorennen betreiben will, muss sich an den Vorgaben des DMSB orientieren.
Welche Fahrzeuge dürfen an Rallyes teilnehmen?
Bei Rallyefahrzeugen handelt es sich hauptsächlich um Serienautos oder -motorräder, die mehr oder weniger stark modifiziert wurden. Um eine Chancengleichheit am Start zu gewährleisten, sind diese Modifikationen in Klassen bzw. Gruppen eingeteilt. Die einzelnen Rallyeklassen sind folgende:
Spielwiese für Einsteiger: ClubSlalom
ClubSlalom-Rennen finden auf asphaltierten Strecken wie großen Parkplätzen, Landepisten oder offiziellen Rennstrecken statt. Sie werden nach den Regeln des DMSB für das Rennen vorbereitet. Wie der Name sagt, geht es beim Clubslalom vor allem um das Umfahren von Hindernissen. Es ist jedoch nicht mit dem "Driften" zu verwechseln. Die Gruppe "Clubslalom" ist nochmals in die Klassen "Newcomer", "Jedermann" und "Offen" aufgeteilt.
Newcomer- Fahrzeuge benötigen lediglich eine STVZO. Das bedeutet, dass sie eine gültige HU und eine Straßenzulassung besitzen müssen. Modifikationen einschließlich einer Sonderbereifung sind nicht gestattet.
Die Jedermann-Klasse brauchen die Fahrzeuge nicht angemeldet sein, sie müssen aber eine gültige HU und einen gültigen Fahrzeugbrief haben. Die Jedermann-Klasse wird nochmals in drei Leistungs/Gewichtsklassen aufgeteilt. Leichte Modifikationen wie eine Sportbereifung sind hier zulässig.
In der offenen Klasse darf jedes Fahrzeug antreten, welches sich aus eigener Kraft bewegt. Das Freestyle-Regelwerk ist sehr offen. Es soll vor allem leidenschaftliche Bastler und Hobby-Ingenieure ansprechen.
Zugelassene Serienfahrzeuge mit eintragbaren Modifikationen: Gruppe G
In der Gruppe G sind alle Fahrzeuge mit StVO zugelassen. Modifikationen sind erlaubt, solange sie TÜV-zulässig sind. Das bedeutet, dass nur geprüfte und eingetragene An- und Umbauten verwendet werden dürfen. Darüber hinaus ist es dem Betreiber freigestellt, wie er sein Auto umbaut. Die Gruppe G ist nochmals in sieben Klassen unterteilt, die sich nach dem Leistungsgewicht unterscheiden. Außerdem müssen die Fahrzeuge über eine normale Straßenzulassung verfügen. Rote Nummern werden nicht anerkannt.
Zulassungsfähige, modifizierte Serienfahrzeuge mit Mindestgewicht: Gruppe F2005
Die Gruppe F2005 unterscheidet sich von der Gruppe G durch zwei Faktoren: Die Autos müssen nicht angemeldet sein, sie müssen aber ein bestimmtes Mindestgewicht erreichen. Darüber hinaus gelten die Regeln der Gruppe G sowie spezielle Vorgaben. Es ist daher wichtig, sich den genauen Maßnahmenkatalog für die Gruppe F2005 zukommen zu lassen und genau zu studieren. Grundsätzlich ist der Freiheitsgrad in der Gruppe F2005 recht hoch gegriffen.
Freies Schrauben: Gruppe H
Die Vorgaben der Straßenzulassung oder -zulassungfähigkeit entfallen in der Gruppe H. Seriennahe Fahrzeuge sind zwar nicht verboten, sie haben aber kaum Chancen gegen professionell modifizierte Rennautos dieser Gruppe. Die TÜV-Zulassung wird in der Gruppe H durch das eigene Regelwerk ersetzt. Dieses ist jedoch genau einzuhalten. Die Hauptvorgaben betreffen die Leistungsgewichte und die Reifenbreiten. Darüber hinaus ist viel, jedoch nicht alles freigestellt. Eine Missachtung der Regeln führt zur Disqualifikation. Einen ersten Einblick zur Gruppe H findet man in diesem Video.
Fast ohne Limits: Gruppe FS
Die Gruppe FS gestattet den Fahrzeugbauern die höchsten Freiheitsgrade. Aus Gründen der Sicherheit sind jedoch die Vorgaben für den Schutz des Fahrers besonders streng. Dazu zählt beispielsweise, dass bei jedem Rennen ein Feuerlöscher mitgeführt werden muss. Im Punkt strukturelle Stabilität und Sicherheit sind die Regeln der Gruppe FS sehr streng. Darüber hinaus lässt diese Klasse aber umfangreiche Freiheiten.
Beste Klassen für Einsteiger
Je mehr Veränderungen an Fahrzeugen erlaubt sind, desto professioneller und kostenintensiver wird sein Bau. Das macht die höheren Gruppen für Einsteiger eher ungeeignet. Wer nur einmal in den Rallyesport hinein schnuppern möchte, für den sind die Gruppen ClubSlalom und G am besten geeignet. Häufig platzieren Fans auch eine Prognose für den Ausgang eines solchen Rennens. An der Stelle sollte erwähnt sein, dass es von Vorteil ist, sich vorab zu entsprechenden Anbietern zu informieren.
Angesichts verfügbarer Neuwagen für wenige Tausend Euro, wie beispielsweise dem Dacia Logan, sind für die Gruppen ClubSlalom und G günstige Einstiege in diesen Rennsport schnell möglich. Tatsächlich hat sich dieser Billigwagen seit seinem Erscheinen zu einem besonders beliebten Fahrzeug für Beginner der Rallyeszene gemausert. Und der bislang erfolgreichste Rallyewagen für Einsteiger ist der kleine aber sehr robuste Toyota Yaris.
Alternative zur Straßenzulassung: Der DMSB Wagenpass
In den unteren Rallyegruppen ist eine Straßenzulassung oder zumindest eine Zulassungsfähigkeit gefordert. Da durch eine Straßenzulassung KFZ-Steuern und Versicherungsbeiträge anfallen, hat der DMSB eine Alternative entwickelt. Mit dem eigens ausgestellten Wagenpass kann der Halter des Rallyefahrzeugs die offizielle Straßenzulassung umgehen und diese Beiträge einsparen.
Was der Fahrer mitbringen muss
Es wäre absolut fahrlässig, wenn ein Führerscheinneuling sich für ein Rennen anmelden würde. Fahrzeuge im Grenzbereich zu bewegen erfordert Talent, Geschick und Übung. Es ist daher dringend angeraten, dass das Beherrschen des Fahrzeugs im Vorfeld trainiert wird. Dafür bietet der DMSB mit seinen Teilorganisationen spezielle Schulen und Lehrgänge an. Eine Möglichkeit ist beispielsweise die ADAC Rallye Schule in Nordbayern. Hierzu genügt ein Mindestalter von 17 Jahren und eine gültige Fahrerlaubnis. Das Fahrzeug muss vom Teilnehmer mitgebracht werden. Alternativ zum Kauf besteht die Möglichkeit, sich ein zugelassenes Rallye-Auto bei einem entsprechenden Vermieter zu leihen. Man sollte jedoch nicht auf die Idee kommen, ein normales Mietfahrzeug zu verwenden. Findet der Vermieter dies heraus, sind häufig hohe Regressforderungen die Folge.
Ablauf einer Rallye
Das Auto ist besorgt und das Training ist beendet? Dann kann es losgehen. Mit dieser Abfolge nimmt man an einer offiziellen Rallye teil:
Die Rallye-Veranstalter melden ihr Rennen beim DSMB an. Die Termine lassen sich von den Teilnehmern beim ADAC erfragen. Liegen die Unterlagen nicht dort bereits vor, lassen sie sich direkt beim Veranstalter anfordern. Das ist sehr wichtig, da jedes Rennen eigene Regelwerke aufweisen kann. Sobald das Regelwerk vorliegt, wird das eigene Fahrzeug nochmals darauf hin überprüft. Das beseitigt die Gefahr, vor Ort schon vor dem Start disqualifiziert zu werden. Man sollte mindestens 2-3 Stunden vor Rennbeginn vor Ort sein, um genügend Zeit für die notwendigen Prüfungen zu haben. Der Veranstalter bzw. Vertreter des DMSB kontrollieren in den letzten beiden Schritten die Papiere und das Fahrzeug selbst auf Regelgültigkeit. Wenn diese das OK geben, darf man am Rennen teilnehmen.
Ausstattung des Fahrers
Sicherheit ist bei jeder Rallye das oberste Gebot. Je freier das grundsätzliche Fahrzeugdesign gewählt werden kann, desto schärfer werden die Sicherheitsvorschriften. Neben starken Motoren und Reifen mit hohem Grip ist es vor allem das Fahrzeuggewicht, welches über seine Performance entscheidet. Deshalb werden in den höheren Klassen immer mehr Bauteile entfernt oder durch dünnen Kunststoff ersetzt. Damit der Rückbau der Serienkarosserie nicht die Sicherheit des Fahrers gefährdet, ist in diesen Klassen der Einbau eines Überrollkäfigs, Schalensitze, Mehrpunkt-Sicherheitsgurte und Motor-Aus-Zugschalter eingeschlossen. Die Sicherheit des Fahrers wird durch eine entsprechende Schutzkleidung optimiert. Diese besteht aus den folgenden Komponenten:
Die Schutzkleidung muss vom DSMB zugelassen und vor Ort abgenommen werden. Fahrer und Beifahrer unterliegen den gleichen Bekleidungsvorschriften. Fehlerhafte, veraltete oder nicht zugelassene Schutzbekleidung führt zur Disqualifikation. Man sollte deshalb in diesem Punkt auf keinen Fall sparen.
Dann lieber Stock-Car?
Stock-Car-Rennen sind in Deutschland und Europa sehr beliebt. Dabei fahren Altautos auf einer Rundstrecke und versuchen sich durch Kollisionen gegenseitig fahruntauglich zu machen. Das bedeutet aber nicht, dass es hier keine Regeln gibt. Die Konstruktionsvorschriften für Stock-Cars sind inzwischen sehr hoch. Das macht diese Sport in der Vorbereitung fast ebenso aufwendig wie den normalen Rallyesport.